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Berlin, Berlin - wir waren in Berlin

 

Wir – das heißt:

Anne und Uli, Inge und Werner, Susanne und Heiko, Christa und Roland, Ulrike und Hansjörg, Jutta und Wolfgang B., Eva und Friedhelm, Sonja und Rolf, Monika und Lutz, Wolfgang St., Olga und Lothar und ich (Eberhard).

Wir alle waren zum Feiern vom Freitag, dem 4. September 2009 bis Sonntag, dem 6. September 2009 in der Bundeshauptstadt!

 

Anlässe gab’s schließlich genug:

  • vor 40 Jahren Abitur 9g WG 69
  • seit 60 Jahren Grundgesetz
  • seit 60 Jahren Deutscher Bundestag
  • vor 20 Jahren Mauerfall
  • etc.

 

Die Planungen für unseren Trip liefen bereits seit 2008. Uli hat - wie bereits schon öfter -  sein organisatorisches Talent für dieses besondere Ereignis in dankenswerter Weise (fast) voll ausgespielt. Für Unterkunft, Speis’ und Trank sowie das Kultur-Programm war, auch mit Unterstützung unserer Berliner Residenten Lothar und Wolfgang, frühzeitig und bestens gesorgt. Für die Anreise nutzten die einen die Bahn, die anderen den Flieger.

 

 

 

 

Es hieß früh aufstehen am 4. September. Es galt für die „Stuttgarter Gruppe“ den Airbus A 319 der Germanwings für den Start um 6:40 zu erreichen. Und wir kamen pünktlich um 7:50 in Berlin-Schönefeld an.

Mit der S-Bahn in Berlin Zentrum angelangt, gönnten wir uns ein ausgiebiges Frühstück unter freiem Himmel in der Morgensonne. Fast alle „Bienen“ und insbesondere auch „Wefzgen“ des Stadtteils Wilmersdorf haben sich eingefunden, um mit uns das opulente Frühstück u. a. mit Honig und Marmelade zu teilen.

 

 

 

 

Unser nächstes Ziel war das Abacus Tierparkhotel in Friedrichsfelde. Wir checkten dort ein und rüsteten uns erwartungsfroh für das interessante Nachmittags- und Abendprogramm.

Ein Besuch im Reichstag war um 14 Uhr unser Ziel.  Auf dem Weg dort hin verfolgten wir die Markierung auf Straßen und Gehwegen, die den Verlauf der ehemaligen Berliner Mauer aufzeigte. Einige der Gruppe nahmen eine kleine Zwischenmahlzeit in Form einer Currywurst ein. Wir stellten jedoch fest, dass die Currywurst wohl nicht in Berlin erfunden wurde. Unter uns gesagt: In Stuggart gibt’s bessere.

 

 

 

 

 

 

Vor dem Reichstag angekommen trafen wir dort Lothar und plötzlich brauste ein Motorroller heran. Der Fahrer entledigte sich des Schutzhelms und alles war klar: Wolfgang, unser 2. Berliner war zu uns gestoßen.

 

 

 

 

Ohne sich in der langen Besucherschlange vor dem Reichstag anstellen zu müssen, konnten wir durch das (unpolitisch) linke Portal eintreten. Das problemlose Durchwinken haben wir alle sehr genossen. Wir fühlten uns ein wenig wie privilegierte Parlamentsmitglieder. Der Hinweis an die Sicherheitskräfte, dass ein habilitierter Teilnehmer unserer Gruppe eine wirtschaftliche Grundsatzrede vor dem Parlament zu halten gedenke, hat die Sicherheitsbeamten nicht von der Leibesvisitation abhalten können. Allerdings hat sie die Avisierung des Redners sichtlich positiv gestimmt. Danach ging’s mit dem allseits verspiegelten Aufzug zur Kuppel. Der Rundum-Blick mit gleichzeitigen Erläuterungen über den elektronischen Besucherguide war höchst interessant. Die Aussicht über Berlin war einfach grandios.

Im Parlament erwartete uns eine resolute Dame und bot uns einen interessanten Vortrag „locker vom Hocker“ über die Geschichte und die Gegenwart des Hauses. Auch technische Einzelheiten und architektonische Besonderheiten wurden in ihren Ausführungen in anschaulicher Weise angesprochen. In Erinnerung blieb z.B. der Beschrieb der Lüftungstechnik, die in Form eines umgekehrten Spitzkegels in Spiegeloptik über dem Plenarsaal prangt. Schließlich muss diese Einrichtung für die Abführung großer Mengen an heißer Luft ausgelegt sein.

 

 

 

 

 

 

Unsere nächste Station war der Biergarten eines bayerischen Lokals hinter dem Hotel ADLON. Dort entwickelte die Reisegruppe nach dem Genuss von berlintypischen Getränken ein patentierfähiges System, wie es nur WG’ler auch noch nach 40 Jahren können.

Der vorläufige Arbeitstitel könnte lauten: „Schwäbische Reisegruppen unter besonderer Berücksichtigung der kostenoptimierten Nutzung gebührenpflichtiger sanitärer Anlagen der bajuwarischen Gastronomie in Berlin“.

 

 

 

 

Die Stimmung stieg und wir wanderten unter den Linden vorbei an der russischen Botschaft, die sich für eine große Gala zu Ehren ihres neuen Botschafters rüstete. Riesige Girlanden von bunten Luftballons in russischen Nationalfarben überspannten das Botschaftsportal. Dienstbare Geister in staatstragendem Zwirn wurden aufgeboten, um das Fest für Gäste aus Politik und Show-bussi-ness auszurichten. Gerne hätten wir uns unter die Kaviar essenden und Krimsekt trinkenden Teilnehmer der Veranstaltung gesellt, doch Uli hat es aus unerfindlichen Gründen versäumt, dieses Event in das sonst sehr gelungene Programm mit aufzunehmen. So ließen wir die russische Botschaft rechts liegen und marschierten weiter unter den Linden zum Berliner Dom und dem Bauplatz des Berliner Stadtschlosses, vorbei an vielen sehenswürdigen historischen Gebäuden.

Weiter ging's, nachdem wir die traurigen Reste von Erichs Lampenladen (Palast der Republik) passiert hatten, über die Anlegestelle für die Bootsrundfahrten über Spree und Landwehrkanal  und schließlich über eine kopfsteinbepflasterte Straße aus vergangenen Jahrhunderten zur ältesten Kneipe Berlins, der legendären „Letzten Instanz“. Napoleon und Zille sollen dort schon zu Gast gewesen sein. Und jetzt waren wir es. Auf die Frage, was Napoleon denn  gespeist habe, hat die Bedienung die „Schweinshaxe“ genannt. Sie antwortete verblüffend spontan und authentisch. Ihr Erscheinungsbild ließ aber keineswegs darauf schließen, dass sie ihn noch selbst bedient hat – ganz im Gegenteil.

 

 

 

 

Wir jedenfalls taten uns an Buletten, Fisch und ähnlichen Leckereien mit Schwarzbier oder Wein gütlich und erfreuten uns an so manchem humorvollen Beitrag in der Runde. Alle waren zur Zufriedenheit bedient worden, so daß wir überhaupt keinen Anlass sahen, jetzt noch „In die Revision“ zu gehen. Nach einem schönen Abend machten wir uns auf den Weg in unsere Unterkünfte. Die einen in ein zentrumsnahes Vielsterne-Hotel, die anderen in ihr volksnahes Tagungshotel im ehemaligen Ostteil der Stadt. Aus eigener Erfahrung des Verfassers kann gesagt werden, dass - allein aus Gründen des überaus vielfältigen und reichhaltigen Frühstücksbuffets - dieses Hotel nicht als Tagungshotel der Weight-Watchers geeignet erscheint.

 

 

 

 

 

 

Gestärkt durch eben dieses üppige Frühstücksbüffet machten wir – die ABACUS-Truppe- uns am Samstag mittels U- und S-Bahn auf zu einem Stadtbummel. Ein Mitglied der Reisegruppe (Namen werden hier grundsätzlich nicht genannt) fiel durch notorisches Nicht-Entwerten seiner Fahrkarten auf.

Als dies in der Reisegruppe aufflog, machten wir uns permanent Gedanken darüber, worauf sich solches Tun gründen könnte:

  • war es Vergesslichkeit?
  • war es die Zerstreutheit eines pädagogisch Tätigen?
  • war es kriminelle Energie?
  • hatte der Betroffene etwa eine schwere Kindheit?

oder

  • geschah dies in Unkenntnis der Gepflogenheiten nur deshalb, weil es in Gebersheim weder S- noch U- noch Straßenbahnen, sondern nur Spielzeugeisenbahnen gibt?

Möglicherweise orientiert sich sein Nutzungsverhalten an schwäbischen Straßenbahnen aus längst vergangener Zeit, in denen es in Stuggart noch einen richtigen Schaffner gab mit vorbildlicher Berufsauffassung, einer Uniform und umgehängter Wechselgeld-Maschine, mit dem Billetblöckle in der einen und der Knipszange in der anderen Hand. Sie hatten ihre Fahrgäste fest im Griff. Es waren  Kondukteure, die stets der Maxime folgten:

                         „Ohne Loch lass’ i koin fahra“.

Wir  schlenderten über die Museumsinsel, nahmen dann an einer interessanten Führung in der Domkirche teil und wohnten  dort anschließend einer Andacht bei, die mit der berühmten und imposanten Sauer-Orgel feierlich gestaltet wurde. Ein Besuch der Krypta mit 94 Prunksärgen der Hohenzollern beendeten den Besuch des Doms, in dem gleich danach eine Hochzeitsfeier stattfand. Die Hochzeitsgesellschaft fuhr mit einem großen IKARUS-Bus (aus ehemaliger volkseigener Produktion) vor. Die starke Braut wurde von mehreren kräftigen Herren der Festgesellschaft mit nahezu zirzensischer Akrobatik freischwebend aus dem Bus vor das Portal des Berliner Doms geschwungen. Da stand sie nun ganz in weiß und harrte des Bräutigams.

 

 

 

 

Am Nachmittag trafen wir dann mit unseren Fremdübernachtern zusammen und begaben uns zu unserem Sightseeing-Dampfer, mit dem Spree und Landwehrkanal erkundet werden sollten. Nach einem Stück Spreefahrt bogen wir in den Landwehrkanal ein und lauschten etwa 3 Stunden lang auf etwa 25 Kilometern den informativen Erläuterungen einer sehr kundigen und humorvollen Stadtführerin. Wir passierten zahlreiche Gebäude, die unter den Gesichtspunkten ihres Baustils und ihrer ehemaligen und aktuellen kulturellen und politischen Bedeutung sehenswert waren. Bei jeder Brücke hieß es „Kopf einziehen“, da das Schiff nur knapp darunter passte. Zahlreiche Schrammen an den Unterseiten der Brücke ließen darauf schließen, dass schon Pickelhaubenträger (wahrscheinlich aus der Zeit von Hauptmann von Köpenick) die Rundfahrt, auf dem Oberdeck sitzend, absolviert haben müssen.

Wieder an Land, führte uns der Weg in eine Pizzeria mit Namen „12 Apostel“. Bei 12 Pizza-Kreationen hatten wir die Qual der Wahl. Wir freuten uns, dass wir Olga in unseren Reihen begrüßen konnten.

Pizza-gestärkt machten wir uns zu Fuß auf den Weg ins Hackesche Viertel zu der gebuchten Varieté - Veranstaltung. Auf dem Weg dorthin passierten wir zahlreiche - an Bordsteinkanten stehende - Damen der jüngeren Generation. Bemerkenswerterweise waren die – obwohl nicht von der Heilsarmee - alle sehr ähnlich (fast uniform) gekleidet. Als Assoziation aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht lag es nahe, dass im Zuge der marktwirtschaftlichen Unterweisung Osteuropas auch die Grundzüge des Franchise-Systems die meisten Gewerbetreibenden erreicht haben muss.

Im Varieté wohnten wir einer akrobatischen Vorstellung rund um die Badekultur bei. Als einer der Akteure wurde Hansjörg in die Show teilintegriert. Bravo, gut gemacht Hansjörg! Die Beweglichkeit der Truppe lenkte zumindest für die Zeit der Veranstaltung von den eigenen Rücken- und Gelenkproblemen ab. Vor einer Nachahmung bei der spät abendlichen Toilette hätte eigentlich seitens des Veranstalters extra gewarnt werden müssen.

 

 

 

 

Ein ereignisreicher und interessanter Tag neigte sich dem Ende zu. Die Mehrsterneübernachter machten noch an ihrer Hotelbar die Nacht zum Tag - so begründeten sie jedenfalls ihre Verspätung am nächsten Morgen. Die Anderen gingen in kollektiver Bescheidenheit hinter der preiswerteren Plattenfassade zur Nachtruhe über, denn der nächste Tag bot ja schließlich weitere Highlights, die den vollen Einsatz forderten.

Nach legendärem Frühstück machten wir uns wieder ÖPNV-mäßig auf den Weg. Wir waren bei Wolfgang zu Gast. Er bot uns einen Sektempfang in seinem Haus im Grünen mit Rundgang durch die Gemächer.

 

 

 

 

Danach führte uns der Weg zu Fuß durch vornehme Villenviertel zur Fischerhütte am Schlachtensee. Wir speisten und genossen die Weine aus dem wohl sortierten Bestand. Die malerische Kulisse lud zu einem Verdauungsspaziergang am See ein. Es war der offizielle Schluss unseres Berlin-Aufenthalts.

 

 

 

 

Der Weg führte mit einem Abstecher zum Potsdamer Platz zurück zur Unterkunft und dann zum Flughafen Schönefeld. Dort haben wir dann doch noch die lang ersehnte Currywurst in der gewohnten Qualität gefunden und genossen.

Die Gesichter der Teilnehmer ließen darauf schließen, dass es schöne Tage in Berlin waren. Es hat alles wunderbar geklappt und wir alle haben den Organisatoren Uli, Lothar und Wolfgang ein herzliches Dankeschön für ihr Engagement zugunsten der 69er mit Anhang zu sagen.

Bis bald mal wieder!

Eberhard